Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

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Raus aus der Einbahnstraße

Raus aus der Einbahnstraße

Peterson.jpgMittwoch 28 Februar 2018

Emmanuel Peterson ist Ghana-Fachpromotor im Eine Welt Netz NRW. Er setzt sich vehement dafür ein, vom Prinzip Einbahnstraße wegzukommen, Flüchtlingspolitik und entwicklungspolitische Arbeit zusammen zu denken. Dabei gilt sein Interesse besonders den Perspektiven junger Menschen.

Mit einer kleinen Gruppe von Mitstreitern reiste Emmanuel Peterson im November vier Wochen durch Ghana, um mit jungen Leuten und Organisationen in Kontakt zu kommen und „Strukturen zu erfinden, die es noch nicht gibt“. Sein Ziel sei es, so Peterson im Gespräch in Dortmund, wo er als Geschäftsführer des Vereins junger Deutsch-Afrikaner tätig ist, eine nachhaltige Strategie zur Förderung der Potentiale junger Menschen in der Länderpartnerschaft Ghana/NRW zu erarbeiten.
„Ist doch schizophren“, sagt er, „hier in NRW sind Jugendliche, die etwas wollen, aber man macht nichts Vernünftiges mit ihnen, sie haben ja so gut wie keine Bleibeperspektive, und die NGOs dort suchen Jugendliche, mit denen sie Perspektiven erarbeiten können. Jede Familie, die hier lebt, schickt ihr Geld nach Ghana und jede*r Jugendliche hier hat in der Regel dutzende junge Verwandte in Ghana. Kontakte sind da. Die kann man doch nutzen, um gemeinsam an Perspektiven zu arbeiten, junge Leute hier könnten doch für den ghanaischen Markt ausgebildet werden“. 

Mit der Rückkehrprämie, das die deutsche Regierung Geflüchteten zahlt, „kann man in Ghana allenfalls eine Kneipe aufmachen“, sagt Peterson. „Denn wenigstens ist das Bier, das man morgens einkauft, abends verkauft.“ Übrigens sei es entgegen verbreiteter Vorurteile nicht so, dass es die Elite sei, die nach Europa flieht. „Wer hierher kommt, hat auch in Ghana wenig zu sagen.“

Willst du das nicht auch?
Der Verein junger Deutsch-Afrikaner bietet in Dortmund einen Ankommens-Treff für Geflüchtete aus Ghana, hilft ihnen dabei, sich zurechtzufinden und organisiert niederschwellige Deutschkurse, macht Bildungs- und Lobbyarbeit, informiert die Mehrheitsgesellschaft. Zugleich arbeitet er mit jungen Leuten, die ghanaische Wurzeln haben und in Deutschland geboren sind, solchen, die aus anderen EU-Länden hierhergekommen sind und jungen Menschen, die in Ghana geboren sind und schon ein paar Jahre in Deutschland leben. Als Eine-Welt-Promotor macht Emmanuel Peterson Öffentlichkeitsarbeit und beteiligt sich an entwicklungspolitischen Bildungsprojekten.

Peterson selbst stammt aus Kumasi, Ghanas zweitgrößter Stadt, spricht Deutsch, Englisch und Twi und kam als Neunjähriger ins Ruhrgebiet. Seine Mutterarbeitete da schon ein paar Jahre in Bochum und schickte den Verwandten in Ghana, die ihn und seine Schwestern aufgenommen hatten, regelmäßig Geld. Peterson lernte Deutsch, machte Abitur, studiert, hat einen Job, ist erfolgreicher Mittelstürmer bei einem Dortmunder Verein. „Ja, das ist ja schon so, dass junge Leute hier sagen, du hast doch sowieso keine Probleme. Stimmt, sag ich dann, und: Willst du das nicht auch haben?“
Die Reise nach Ghana war eine Initiative des Vereins, in Absprache mit Engagement Global und dem Land NRW auf der Basis der Partnerschaft zwischen Ghana und NRW. Die Partnerschaft werde vertieft, betonte Nicola Schwering, Referatsleiterin für Internationale Beziehungen zum Nahen Osten und zu Afrika in der Staatskanzlei NRW, beim jährlichen Ghana-Forum im Oktober in Bonn. Das gibt der Initiative Rückenwind. 

Krasse Unterschiede
„Den Hauptteil der Reise haben wir mit der National Youth Authority in den ‚Leadership and Skill Training Institutes‘ in Ajumako und Afienya verbracht“, erzählt Emmanuel Peterson. Dort hätten sie Gespräche mit jungen Verantwortlichen der Jugendbehörde, den Leitern der Institute und dem Minister for Business Development gehabt. Mehrere Tage mit der Annor-Yeboah Care Foundation, die mit jungen Leuten die ländlichen Gegenden in der Region um Accra bereist und zum Thema sauberes Trinkwasser sensibilisiert, folgten. Man traf den jungen Kulturschaffenden Chief Moomen, der das Bambu Center betreibt, wo er jungen Unternehmer*innen und anderen Kulturprojekten Platz bietet. Die Gruppe war unterwegs mit Alice Amoako, „die die ‚Autism Aid App‘ entwickelt hat und nun vom ghanaischen Telekommunikationsunternehmen Tigo gesponsert wird“. Sie besuchte einen Bamboo Bike Hersteller, „den wir vor der Reise in Dortmund auf der Messe Fair Friends getroffen hatten“, in seiner Produktionsstätte. Man war zu Gast bei der Konrad Adenauer Stiftung und im Goethe Institut.

„Wir haben möglichst viel Zeit mit den jungen Leuten verbracht und versucht, ihren Alltag kennen zu lernen, um überhaupt vielleicht in der Lage zu sein, Ghana aus ihrer Perspektive zu sehen. Anschließend gab es immer Austausch darüber, was wir im Sinne der SDGs dazu beitragen können, unsere beiden Länder zu entwickeln“, erzählt Peterson. Jugendliche in Ghana hätten es schwer, selbst etwas zu machen, sagt er. Es gebe wenig Strukturen dafür. Das Resümee seiner Reise klingt denn auch ernüchtert. „Die Jugend Ghanas scheint gebrochen zu sein. In einem Land, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter 16 ist, muss man sich auf die Suche nach jungen, leidenschaftlichen Menschen machen.“

Ist so, bleibt so
Leidenschaft habe man allenfalls in den Augen der jungen Uber-Fahrer und der jungen Menschen, die am Straßenrand und auch mitten auf den Straßen Dinge verkauften, beobachtet, wieder und wieder verbunden mit der Frage „Was bleibt einem auch sonst übrig?“ „Es gibt zwei Gruppen“, sagt Peterson, „die, denen es gut geht und die, denen es miserabel geht.“

„Es war, als bewegten wir uns in zwei völlig getrennten Welten. Wenn wir die verließen, denen es gut ging, die es geschafft hatten, sich ihre eigene funktionierende Welt zu bauen, wenn wir aus ihren Büros oder Häusern traten, dann waren wir wieder in Ghana und bei denen, die es nicht gut hatten. Die Unterschiede sind krass. So etwas wie Hoffnung in die Zukunft sind wir kaum begegnet.“ Der Eindruck von Gebrochenheit rühre daher, „dass alle, die Uber-Fahrer, der junge Minister und der Hawker (Verkäufer in der Straße) uns scheinbar überzeugen wollten, dass es in Ghana so ist und auch so bleibt. Das haben wir im Übrigen bei den deutschen Kontakten mit Stiftungsvertreter*innen oder in Instituten nicht anders erlebt. Auch dort schien man sich damit abgefunden zu haben, nichts Grundlegendes ändern zu können.“ Eine alte Dame habe ihm am Ende des Ghana-Forums in Bonn gesagt, er habe ihr alle Romantik im Blick auf Afrika genommen, erzählt Peterson. Zwei Dinge habe er darauf gedacht. Erstens: Gut so. Zweitens: Die Offen heit ist toll, damit kann man weiterarbeiten.

Text: Marion Wedegärtner

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