Oikocredit und Opportunity International unterstützen erschwingliche, hochwertige Bildung
Die Partnerschaft ist ein Beispiel für Finanzierungen im Rahmen der neuen Oikocredit-Strategie ab 2022.
Oikocredit hat gemeinsam mit ihren Interessensgruppen eine neue mehrjährige Strategie entwickelt, die im Laufe des Jahres 2022 eingeführt werden soll und einen innovativen Ansatz zur Deckung der Bedürfnisse wirtschaftlich benachteiligter Bevölkerungsgruppen in den Bereichen Bildung, Wohnen, Gesundheit und öffentliche Infrastruktur enthält. Im November 2021 starteten wir in Nairobi (Kenia) eine neue Bildungspartnerschaft mit Opportunity International, an der mehr als 30 Finanzinstitute teilnehmen. Für einen tieferen Einblick in das Projekt befragten wir nun Hans Perk, Oikocredit-Regionaldirektor für Afrika.
Warum erkundet Oikocredit Investitionsmöglichkeiten im Bildungsbereich?
Oikocredit weitet ihre Tätigkeit in den Bildungsbereich aus, weil unsere Partner im Bereich finanzielle Inklusion und deren Kundschaft uns auf den Bedarf in diesem Bereich hingewiesen haben. Mikrofinanzinstitutionen (MFI) und Banken, die kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in einkommensschwachen Ländern unterstützen, berichten uns, wie weit verbreitet die Bildungsarmut in ihren Gesellschaften ist und dass ein besserer Zugang zu kostengünstiger, qualitativ hochwertiger Bildung und zu Krediten an Familien für Schulgebühren dringend notwendig ist. In vielen Ländern ist die öffentlich finanzierte Grund- und Sekundarschulbildung begrenzt und von schlechter Qualität, vor allem in ländlichen und halbländlichen Gebieten. Dies lässt viel Spielraum für private soziale und entwicklungspolitische Investitionen, um die Finanzierungslücke zu schließen und eine erschwingliche Schulbildung in einkommensschwachen Gemeinden zu ermöglichen. Für lokale MFI und KMU-Banken ist es jedoch eine Herausforderung, genügend Liquidität zu generieren, um Kredite an Schulen und Familien mit schulpflichtigen Kindern zu vergeben und ein Bildungsportfolio aufzubauen, das eine soziale Wirkung entfaltet und gleichzeitig Risiken und Erträge steuert.
Das wissen wir auch aus der Erfahrung von Oikocredit, als wir Bildungsprojekte direkt finanziert haben. Wir hatten beschlossen, uns einige Jahre nicht auf den Bildungsbereich zu konzentrieren, weil wir die notwendige Beobachtung und technische Unterstützung der Bildungspartner, einschließlich der Schulen, nicht leisten konnten. Bildung ist jedoch ein entscheidender Bereich der sozialen Entwicklung, der in Afrika, Asien und Lateinamerika ein enormes Nutzenpotenzial bietet, wenn er wirksam unterstützt wird. Es ist bekannt, dass ein gleichberechtigter Zugang zur Schulbildung, insbesondere für Mädchen, zu erheblichen Vorteilen in Bezug auf Einkommen, Gleichstellung und Umwelt führt.
Wie bringt Oikocredit ihre Arbeit im Bildungsbereich voran?
Wie auch im Bereich Wohnen haben wir begonnen, nach potenziellen Partnern im Bildungsbereich zu suchen, um wirtschaftlich benachteiligten Menschen die Wahlmöglichkeiten zu geben, die sie für ein Leben in Würde brauchen. Unser erstes größeres Pilotprojekt im Bildungsbereich ist eine Zusammenarbeit mit Opportunity International, einem weltweit führenden Unternehmen für erschwingliche nicht-staatliche Schulfinanzierung in Ländern mit geringem Einkommen und ein naheliegender Partner für diesen neuen Ansatz. Opportunity International verfügt über ein langjähriges Bildungsprogramm, das Finanzinstitutionen und Schulen mit Finanzmitteln und technischer Hilfe unterstützt. Vor dem Hintergrund der heutigen globalen Bildungskrise[1] zielt unsere neue Zusammenarbeit darauf ab, den Zugang zu und die Qualität von kostengünstiger Grund- und Sekundarschulbildung für Familien und Kinder in Ländern des Globalen Südens zu verbessern.
Die Beobachtungen durch Opportunity International zeigen, dass ihre Arbeit Wirkung zeigt. Die MFI, KMU-Banken und Schulen, die sie unterstützen, erhöhen ihr Einkommen, und die Finanzinstitute erzielen bessere Ergebnisse bei der Bildungsfinanzierung. Wenn die Schulen die Mittel für den Bau von mehr Klassenzimmern, Toiletten, Außenanlagen und Spielplätzen sowie für Transportfahrzeuge verwenden, erhöht sich die Zahl der Einschulungen, es werden Anreize für die Anwesenheit und Pünktlichkeit der Kinder geschaffen, mehr Mädchen gehen zur Schule und die Leistungen werden verbessert. Die berufliche Weiterbildung des Schulpersonals verbessert die Bildungsergebnisse. Kredite an Eltern helfen dabei, Schulgebühren, Uniformen und Bücher zu bezahlen, wenn das Haushaltseinkommen niedrig ist oder schwankt, und verringern so Fehlzeiten und Schulversagen.
Was unterscheidet diesen Ansatz von der bisherigen Arbeit von Oikocredit?
Oikocredit wird weiterhin einen Großteil ihrer Entwicklungsfinanzierung in die langjährigen Schwerpunktbereiche finanzielle Inklusion, Landwirtschaft und erneuerbare Energien investieren. Ein wesentlicher Unterschied unseres neuen Ansatzes ist jedoch die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern, die auf bestimmte Sektoren spezialisiert sind. Opportunity International beispielsweise verfügt über mehr als 12 Jahre Erfahrung mit erfolgreichen Investitionen in den Bildungssektor in spezifischen lokalen Kontexten.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass wir uns an unsere derzeitigen Partner vor Ort wenden, um Finanzinstitutionen zu finden, mit denen wir zusammenarbeiten können, und dass wir gemeinsam eine Due-Diligence-Prüfung (Sorgfaltsprüfung) durchführen, um Chancen, Risiken und den Bedarf an finanzieller und technischer Hilfe zu klären. Oikocredit stellt dann die Mittel für die Finanzinstitute bereit, während Opportunity International sowohl die Partner der Finanzinstitute („EduFinance“) als auch die einzelnen Bildungsanbieter („EduQuality“) fachlich unterstützt (siehe Abbildung unten). Innovativ ist auch die Tatsache, dass sich das Bildungsprojekt finanziell selbst tragen soll: Die Finanzinstitute und Schulen werden gebeten, die technische Unterstützung aus den zusätzlichen Einnahmen zu bezahlen, die sie bei erfolgreicher Umsetzung erzielen.
Oikocredit ist seit vielen Jahren stolz darauf, ein Katalysator für wirkungsorientierte Investitionen und Entwicklungsfinanzierung zu sein. Unser neuer Ansatz baut auf dieser Rolle auf und hat das Potenzial, Multiplikatoreffekte zu erzeugen, die der Welt helfen, die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) zu erreichen.
Was sind Ihre zukünftigen Pläne für die Zusammenarbeit mit Opportunity International?
Wie bei unseren anderen auf die Gemeinschaft ausgerichteten Projekten verfolgen wir die Strategie des „Minimum Viable Product“ (MVP). Dabei handelt es sich um einen schrittweisen Ansatz zum Entwerfen und Testen neuer Initiativen, ohne unbedingt zu wissen, wie das Endprodukt oder das endgültige Geschäftsmodell aussehen wird. Wir werden unsere Bildungsarbeit in Afrika beginnen und testen – zunächst in Ghana, Kenia, Nigeria, Senegal und Uganda. Nachdem wir alle erforderlichen Anpassungen vorgenommen haben, wollen wir den Ansatz auf andere Regionen ausweiten und weitere Finanzierungspartner unter unseren befreundeten Investoren suchen. Durch die Zusammenarbeit mit Opportunity International sollen schließlich bis zu 1,6 Millionen Kinder erreicht werden, indem der Zugang zu Finanzmitteln für Schulen und Familien mit schulpflichtigen Kindern in Afrika, Indien und Lateinamerika verbessert wird.
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