Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Kontrakt auf 2.000 Meter Höhe

Kontrakt auf 2.000 Meter Höhe

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Die Höhenlage schafft gute Voraussetzungen dafür, dass der angebaute Tee hochwertig wird.

05.01.2022

Der Tee von Karongi Tea wartet auf die Verschiffung im Hafen von Mombasa, in Meckenheim bei TeeGschwendner wartet man auf die Freigabe durchs firmeneigene Labor, dann steht dem Import nichts mehr im Wege. Beginn einer langfristigen Handelsbeziehung, hofft Tea Taster Daniel Mack, der zur Vertragsunterzeichnung im Oktober in Ruanda war. Mit ihm sprachen wir bei je einer Kanne Zealong-Oolong und Meckenheimer Apfelminze über seine anregenden Eindrücke aus Ruanda, Besonderheiten des Sektors und die Liebe zum Tee.

Text: Marion Wedegärtner

Vier Tonnen CTC und zwei Tonnen orthodoxen Tee wird TeeGschwendner 2022 dem ruandischen Oikocredit­-Partner Karongi Tea Factory abkaufen. CTC steht für „Crush, Tear, Curl“, also Zerbrechen, Zerreißen, Rollen und damit für eine verkürzte Verarbei­tungsmethode beim schwarzen Tee, erklärt Daniel Mack. Maximal 30 Minuten statt 24 Stunden dauert das Verfah­ren nach dem Pflücken bis zum fertigen Teeprodukt. Vorteil ist, man kann große Mengen produzieren und in der Kürze des Verfahrens kann weniger schiefgehen. Nachteil: Die Geschwindigkeit geht auf Kosten des Geschmacks. Großabnehmer für CTC-­Tee ist Großbritan­nien, dort trinkt man zu 95 Prozent Beuteltee. Alles, was TeeGschwendner bei Karongi einkauft, wird dagegen lose verkauft werden.

Daniel Mack: „Orthodoxe Herstellung bedeutet, durch schonende Prozesse beim Welken, Rollen, Fermentieren, Trocknen und Sieben so viel Blatt wie möglich zu erhalten und so wenig Bruch wie möglich zu bekommen.“ Im Teeverkostungsraum in der Meckenheimer Zentrale wird das anhand der Muster von Karongi anschaulich. Der langge­streckte Raum mit hunderten Dosen Tee in den Regalen hat viel Tageslicht, aus Nordfenstern, damit keine direkte Sonneneinstrahlung Farbe und Aussehen des Tees ver­fälscht. Denn: Sehen, riechen, schmecken, so ist die Reihenfolge, darin unterscheiden sich Taster*innen und Verbraucher*innen nicht. Allein im Rekordjahr 2019 habe man hier, so Mack, an Spitzentagen von 374 eingereichten Mustern, üblicherweise 30 bis 50 Gramm einer Tagespro­duktion, 116 verkostet – und neun Partien gekauft. 1.500 Tonnen klassischen Tee, Rooibos, Kräuter­ und Früchtetee vermarktet TeeGschwendner im Jahr.

Schlürfen ausdrücklich erwünscht

Daniel Mack platziert drei Muster Karongi­-Tee am meterlan­gen Arbeitstisch unter dem Fenster. Links großblättriger Tee, aus dem künftig Premiumtee unter dem Namen Karongi werden soll, in der Mitte ein orthodoxer Broken Tea mit weniger großen Blättern, daneben Fanning Tea, CTC-­produ­ziert, fein geschnitten, krümelig. Damit das Verkosten vergleichbar ist, ist das Prozedere immer exakt gleich. 2,2 Gramm werden auf einer kleinen Balkenwaage gegen ein Sixpence­-Stück aufgewogen, in Deckelbechern mit 100 Milli­liter sprudelnd kochendem gefilterten Wasser übergossen. Nach fünf Minuten wird in offene Schalen abgegossen. Das linke Muster ist goldbraun, das daneben etwas dunkler, das CTC­-Muster noch dunkler. Verkostet wird der Tee leicht abgekühlt, löffelweise, es darf, es muss geschlürft werden, damit wie beim Wein Sauerstoff hinzukommt. Geschäftsfüh­rer Jonathan Gschwendner schaut kurz herein. Abgleich unter Vätern: Dürfen auch die Kinder schlürfen? Klar, sogar in der Kita, auch wenn das zunächst nicht besonders gern gesehen war und man sich hat erklären müssen. Dass der Premium­-Tee hervorsticht, ist Sinn der Sache, und ein erster Erfolg des deutsch-­ruandischen Austauschs. Daniel Mack: „Eigentlich hatten wir uns im Februar letzten Jahres beim ersten Kontakt mit Oikocredits Berater Jean­-Marie Irakabaho überlegt, mit Karongi ein Projekt zu machen, wie wir es in Nepal und Myanmar beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) schon gemacht haben: In eine Verarbeitungsanlage für orthodoxen Tee zu investieren, Maschinen und Know­-How bereitzustellen. Aber als wir ankamen, waren wir völlig überrascht. Die Maschinen waren schon da und Karongi hatte angefangen, orthodoxen Tee zu produzieren.“ Denn genau für diese Verarbeitungsanlage hatte Karongi ein Darlehen von Oikocredit bekommen.

Weniger Druck für mehr Qualität

Bei Sichtung und Verkostung habe sich aber gezeigt, setzt Mack nach, dass 35 Prozent des so produzierten Tees Broken Tea war. Die Maschinen kamen aus Sri Lanka, die Techniker, die in die Bedienung der Maschinen einwiesen, auch. Mack: „Sie haben zu viel Druck auf die Maschinen gegeben, die Blätter wurden zu stark zerrieben.“ Ein bisschen sei das auch Geschmacksache, andernorts ziehe man eben kräftigen schwarzen Tee vor und habe weniger übrig für zarte blumige Aromen. Trotzdem sei es gelungen, die zunächst skeptischen Kollegen in Ruanda zu überzeu­gen, der Druck wurde verringert, der Vorgang geändert, „und das letzte Muster, das wir jetzt gerade bekommen haben, enthielt nur noch 15 Prozent Broken Tea, das ist ein tolles Ergebnis". Ohnehin gerät Mack, was die Qualität des Tees, die wunder­baren Höhenlagen auf 2.000 Metern, den Austausch mit dem ruandischen Taster­-Kollegen und den Unternehmergeist bei Karongi Tea angeht, nahezu ins Schwärmen. „Corona hat viel verändert und erschwert, aber bei Karongi hat die Pandemie trotzdem nicht zum Stillstand geführt. Und so viel Engagement, wirklich ein gutes Produkt und damit auch gutes Geld zu machen, begegnet uns selten“, sagt er. Derzeit arbeitet Karongi daran, den Anteil an Bio­-Tee zu erhöhen und zertifiziert zu werden. „Aber schon der konven­tionelle Tee ist großartig“, sagt Mack, „unsere Laboranalysen haben keinerlei Rückstände ergeben. Der Tee ist sauber. Eigentlich könnte er schon jetzt als bio durchgehen. Ich rechne auch damit, dass die Kollegen im nächsten Jahr zerti­fiziert sind.“

Strenge Kontrollen im firmeneigenen Labor

Obwohl 50 Prozent der Tees bei TeeGschwendner bio­zertifi­ziert sind, sieht Mack darin kein Allheilmittel. „Nicht jeder zertifizierte Tee ist bedenkenlos gut, nicht jeder, der nicht zertifiziert ist, ist nicht gut.“ Beispielhaft sei für ihn eine Familie in Laos. „Sie produziert eine sehr kleine Menge unglaublich guten Tee für uns, könnte sich aber aufgrund der geringen Größe niemals eine Zertifizierung leisten.“ Das Unternehmen in Meckenheim selbst hat strenge Auflagen für seine Produkte. Das firmeneigene Labor untersucht jede Teechar­ge auf Rückstände von 400 Pestiziden, mit sich verändern­den Schwerpunkten und Themen. „Seit der Reaktorkatastro­phe in Fukushima 2011 wird jede Charge aus Japan zudem auf Radioaktivität untersucht, das können wir nicht im Haus machen, das geschieht extern“. Rund 350 Teesorten hat TeeGschwendner im Sortiment. Trotz der Pandemie sei man einigermaßen auf Kurs, sagt Daniel Mack. „Es gab Restriktionen zur Erntezeit in Indien und Nepal, Japan, Korea, China. Der Darjeeling durfte nur mit der Hälfte der Pflücker*innen geerntet werden. Es gab Qualitätseinbußen. Teegärten wurden geschlossen.“ Dennoch habe man genügend Tee geliefert bekommen. Die Nachfrage sei während der Pandemie nicht gesunken, im Gegenteil sei, vielleicht durch die vielen Homeoffices, der Teekonsum gestiegen. Davon profitiert habe wegen der Lockdowns in Deutschland vor allem der Onlinehandel. „Trotz Einbußen haben unsere Teeläden aber allesamt überlebt“, sagt Daniel Mack. Den Erfolg aus der Verschie­bung zum Onlineverkauf während der Corona­-Maßnahmen habe man für Geldprämien für die Ladengeschäfte genutzt. Seit 1982 setzt das in den 1970er Jahren gegründete Unternehmen erfolgreich auf Franchising, ist mehrfach ausgezeichnet für sein Vertriebssystem, das den selbststän­dig tätigen Franchisenehmer*innen ein hohes Maß an Mitsprache, Weiterbildung und Beteiligung einräumt. 126 Franchise-­Fachgeschäfte gibt es heute in Deutschland, weltweit sind es 134 – in den USA, Kuwait, in Luxemburg und in Österreich. In der Zentrale in Meckenheim sind rund 180 Mitarbeiter*innen tätig, ein Außenlager befindet sich in Rotterdam. Geleitet wird das Familienunternehmen gemein­sam von den Geschäftsführern Jonathan Gschwendner, Birgit Rohn und Thomas Holz. 2017 wurde TeeGschwend­ner für nachhaltiges Handeln ausgezeichnet. Daniel Mack arbeitet seit elf Jahren bei TeeGschwendner, ist Tea Taster und Tea Sommelier, eine Qualifikation, die das Unternehmen entwickelt hat und in der firmeneigenen Akademie in Zusammenarbeit mit der IHK anbietet. An die 30 Tea Taster gebe es in Deutschland, erzählt Mack, eine geschützte Berufsbezeichnung sei das nicht, „aber wir haben einen Ehrenkodex; und in 95 Prozent der Fälle sind wir Taster bei der Bewertung eines Tees einig“. Man brauche Erfahrung, müsse die Geschmacksnerven trainieren. Die Taster sind es auch, die die verschiedenen Mischungen und aromatisierten Tees im Sortiment kreieren, ungeachtet eigener Vorlieben, „Rooibos Panna Cotta Rhabarber Sahne Tee beispielsweise. Würde ich nie trinken“, gesteht Daniel Mack, sei aber äußerst beliebt. Bratapfeltee oder Salzkara­mell indes gehöre für ihn besonders in der dunklen Jahres­ zeit ins Haus. „Wir Taster probieren jede Sorte um zu sehen, ob sie korrekt gemischt ist.“

Alle sechs Wochen ein Container

Teekonsum erlebt Hochs und Tiefs, unterliegt Trends, wie Vanilletee in den 1970ern, Rooibos in den 1990ern, Macha­ Tee im Kontext von veganer Ernährung und Superfood, „er bleibt aber im Grunde stabil“, sagt Mack. Der deutsche Markt ist überschaubar, „selbst wenn es einen neuen Trend gibt, steht genügend Tee zur Verfügung, um die Nachfrage zu bedienen“. Nur zwei Prozent der Weltmenge Tee seien würdig, als loser Blatt­Tee angeboten zu werden, meist in direkter Handelsbeziehung ohne Zwischenhandel, erläutert der Experte. „Solchen Tee produziert man aus Spaß am Handwerk, mit reiner Geldgier kommt man da nicht weit. Man braucht gute Leute, um einen guten Tee herzustellen, dazu gehört, dass man sie ordentlich bezahlt.“ Dass der Tee von Karongi teurer ist als der, den TeeGschwendner der­ zeit noch aus Kenia bezieht, findet Mack angemessen und fair. Wegen der Qualität möchte man in Meckenheim künftig den Tee von Karongi aus Ruanda statt aus Kenia beziehen. „Wir brauchen alle sechs Wochen einen Container“, sagt Daniel Mack. Eigentlich ist er vornehmlich in Südostasien, in Indien und Thailand unterwegs, um Teegärten zu besuchen. So, wie jeder der Taster möglichst zweimal im Jahr in eines der Ursprungsländer der Tees aus dem Sortiment reist. Die Reise nach Ruanda war deswegen etwas Besonderes für Daniel Mack und hatte neben der Vertragsunterzeichnung bei Karongi noch einen weiteren Anlass. Gemeinsam mit Vertretern des Naturschutzbundes NABU, mit dem TeeGschwendner seit 1996 für Nachhaltigkeit im Tee­Anbau und Naturschutz zusammenarbeitet, waren Thomas Holz und Daniel Mack auch in Ruanda, um sich vor Ort ein Bild von einem ihrer Klimakompensationsprojekte zu machen. „In einem Sumpfgebiet in Ruanda werden 200.000 Bäume, 35 heimische Arten gepflanzt.“ Diese Reisen, der Besuch der Teegärten und der Fabriken und der Austausch sind so wertvoll, sagt Mack. „Und Tee wächst nirgends, wo es nicht hübsch ist.“

Fotocredits: Opmeer Reports

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