Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

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Über Begegnungen mit unseren Partnern und Kreditnehmer*innen erfahren Sie mehr in unserem Magazin.

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Was zählt, ist der Blick

Was zählt, ist der Blick

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Ida Andrae gärtnert mitten in der Stadt.

Freitag 03 Dezember 2021

Mehr als 7.200 Anleger*innen investieren über den Westdeutschen Förderkreis ihr Geld bei Oikocredit. Sie unterstützen die Arbeit der Genossenschaft auf dem Hintergrund ihrer Erfahrungen und ihrer Haltung zur Welt. Wie die Fotografin Ida Andrae, die über ihre Aufträge für den Förderkreis zur Anlegerin geworden ist. Wir sprachen mit ihr in Dortmund. Draußen und live. Endlich wieder.

Text: Marion Wedegärtner

Das ist „ihr“ Viertel. Ein Straßendach aus Platanen und Linden rechterhand. Gegenüber den Biertischen, die auf dem Bürgersteighalbrund an der Kreuzung stehen, die U-­Bahnstation. Links die Trinkhalle. Schräg
vorne zwei Bushaltestellen, weiter hinten der Eingang zum Friedhof. Im Hintergrund rauscht der Verkehr auf der B1. An Spieltagen ziehen hier reihenweise Fans hoch zum Stadion, gelegentlich taucht dann berittene Polizei
auf, auch jetzt hängt immer irgendwo etwas in Gelb­-Schwarz aus dem Fenster. „Dortmund passt zu mir“, sagt Ida Andrae. „Die meisten Menschen hier sind offen, ehrlich, direkt, nicht so eitel. Man kommt schnell in Kontakt. Wenn man das will.“ Wenige Gehminuten entfernt liegt die Fachhochschule, an der sie Fotografie studiert hat. Alles ist gut erreichbar. „Die Stadt ist nicht zu groß, aber auch kein Dorf, es gibt Kleinkunst und große Kunst, alles ist überschaubar, man ist schnell im Grünen, überhaupt gibt es unglaublich viel Grün.“ Zum Bahnhof kann sie laufen, Düsseldorf oder Köln sind eine Stunde entfernt, Berlin dreieinhalb. Wenn das Viertel mal wieder zugeparkt ist, stellt sie den Wagen beim Park & Ride ein paar U-­Bahnstationen entfernt ab. Wenn Borussia spielt, herrscht eh Chaos, und momentan ist die Situation durch die Baustelle ver­schärft, weil hier der RS1 durchgehen wird, der 100 Kilometer lange Radschnellweg Ruhr.

Draußen keine Stößchen

„Draußen gibt’s keine Stößchen.“ Die Kellnerin guckt streng. Ein findiger Dortmunder Wirt soll das schnell konsumierbare kleine Bierglas erfunden haben, als am Burgtor noch eine Bahnschranke ohne Unterführung den südlichen vom nördlichen Stadtteil trennte und die Wartenden just Zeit für einen einzigen langen Schluck frisch Gezapftes hatten. Ida Andrae mag die Kneipe. Sie wohnt ein paar Häuserblocks die Straße runter. Vor einer Weile hat sie sich mithilfe des Mietervereins gegen Modernisierungsmaßnahmen des vor Jahren priva­tisierten Wohnungsunternehmens gewehrt, die bei ihr nicht nötig waren, aber 40 Euro Mieterhöhung bedeutet hätten. „Mein Bad ist in Ordnung, ich brauche keine Dusche“, sagt Andrae. „Wir haben uns zu mehreren zusammengeschlossen. Und wir haben Erfolg gehabt.“ Im Innenhof hat sie mit Nachbarinnen zwei Hochbeete angelegt. Salat und Frühlingszwiebeln hat’s immer. Bohnen. Erdbeeren. „Nur die Zucchini werden bei uns einfach nichts, obwohl man sagt, die wachsen wie Unkraut. Dafür war 2020 ein tolles Gurkenjahr.“ Auch durchs Gärtnern entstehen Kontakte. Die Älteren er­zählen von ihren Gartenerfahrungen. „Es gab auch schon mal kleine Spenden für die Hochbeete.“ Weil das Wohnungsunternehmen auf die Bitte, im Keller einen Wasseranschluss anzulegen, nicht reagierte, haben die Hobbygärtnerinnen sich selbst geholfen: Sie lassen vom Balkon im dritten Stock via Wasserschlauch die Tonne unten im Hof Garten volllaufen. Darüber hat sich noch niemand beschwert.

Drei Tage Kurzarbeit

Während Corona sei die Gartenarbeit zum Highlight ge­worden, sagt Ida Andrae. „Man traf sich zumindest draußen.“ Auch wenn sie die Einschränkungen der sozia­len Kontakte und der Verzicht auf Umarmungen belastet
haben (und sie hielt sich streng daran): Sie hat, was die Arbeit angeht, Glück gehabt. Seit gut zwei Jahren hat die Fotografin einen festen 30­-Stunden-­Job im Marketingbereich bei einer Dortmunder Fliesenfirma. Momentan
hilft sie im Versand aus. Das Geschäft boomt. Während der Pandemie machen die Menschen ihr Zuhause nett. „Aus der angekündigten einmonatigen Kurzarbeit wurde ich nach drei Tagen zurückgeholt, weil man sich vor
Aufträgen nicht retten konnte.“ Übrigens sei es diese Festanstellung gewesen, sagt Ida Andrae, die es ihr ermöglicht habe, Anlegerin bei Oi­kocredit zu werden; mit dem ersten Gehalt. Zuvor hat sich die 35-­Jährige als Selbstständige mit vielen ver­schiedenen Jobs zum Geldverdienen durchgeschlagen. Die freiberufliche Auftragsarbeit macht und mag sie immer noch, vieles sei allerdings durch Corona weggefal­len, die Rücklagen sind geschrumpft, das geplante Aufstocken der Anteile bei Oikocredit fiel deshalb erst einmal aus. Oikocredit finde ich einfach cool, sagt Ida Andrae.


Zufälle & Begegnungen

Zur Genossenschaft ist sie durch einen Fotoauftrag ge­kommen. Für die Mitgliederversammlung 2017 des Westdeutschen Förderkreises im alten Dortmunder Straßenbahndepot wurde eine Fotografin gesucht. Über eine befreundete Malerin, deren Ausstellungseröffnung sie dokumentiert hatte, und die wiederum die Fotos im Umfeld gezeigt hatte, kam der Kontakt zustande. Andrae erinnert sich an die miserablen Lichtverhältnisse im Depot. Sie hat auch die Jubiläumsveranstaltung 2019 des Förderkreises in Bonn „40 Jahre Guter Anfang“ als Fotografin begleitet und die kleinere Feier in der Werk­halle im Dortmunder Union Gewerbehof im selben Jahr. Danach kam mit Corona das Aus für Präsenzveranstal­tungen. Zufällen und Begegnungen wie der ersten mit Oikocredit verdanke sie viel, sagt Ida Andrae und erzählt, wie sie zum Studium der Fotografie gekommen ist. Die Eltern seien mit ihrer Schwester auf Urlaubsreise aus dem südlichen Ruhrgebiet nach Österreich gewesen und im Stau gelandet. Genug Zeit, um mit einer anderen Familie ins Gespräch zu kommen, die man dann zufällig im Hotel wiedertraf. Die Familien freundeten sich an. Man sprach über Tochter Ida, die nicht recht wusste, was sie nach dem Abitur anfangen wollte, aber gerne zeichnete und malte und irgendetwas Künstlerisches machen wollte, vielleicht fotografieren. Die Familie hatte einen guten Freund in Essen, der Fotograf ist. Der meldete sich wenig später bei Ida Andrae und bot ihr an, vorbei­ zukommen. „Ein tolles Studio direkt an der Ruhr, gegen­über war eine Agentur, also habe ich sechs Monate bei dem Fotografen Praktikum gemacht und anschließend sechs Monate in der Agentur drangehängt. Ich hatte gar nicht gewusst, dass man so etwas wie Kommunikations­design und Fotografie studieren kann.“ Nach dem Abitur habe sie sich die erste eigene Kamera gekauft. „Für 1.000 Euro eine Canon 350 D, digitale Kameras waren noch viel teurer als heute. Das war ein Haufen Geld für mich.“

Die Räume halten still

Schon während des Studiums habe sie begonnen, für Immobilienmakler Innenräume zu fotografieren. Die Fotografin Candida Höfer, berühmt geworden mit ihren großformatigen Innenansichten von meist menschen­leeren öffentlichen Räumen, ist ein Vorbild. „Räume halten still“, sagt Ida Andrae, „sie verändern sich nicht, der Raum bleibt, wie er ist, man selber arrangiert und inszeniert. Ich mag die Ruhe, wenn ich Räume foto­grafiere. Anders ist das bei Menschen, die möchte ich ungern inszenieren, da greife ich möglichst wenig ein, fotografiere situativ.“ Für ihre Diplomarbeit 2013 hat sie ein Jahr lang rund 50 Ateliers in der ganzen Republik fotografiert. Dabei sei es ihr weniger um die Kunst gegangen, als um die Spuren der künstlerischen Arbeit darin. Die Künstler*in­nen hat sie nicht abgelichtet, ihnen die Räume nicht einmal erkenntlich zugeordnet. Dafür die Lichtstimmungen, Schattenspiele einbezogen, Anordnungen aus Werkzeug und Material festgehalten, malerische Farbres­te, Befestigungsüberbleibsel an Wand und Boden. 2014 fotografierte sie während eines Art Residency-­Aufent­halts in Rumänien in einem Travertin­-Steinbruch, 2017 Metallreste aus einer Fabrik in der kirgisischen Land­schaft, „Dinge, denen man keine Beachtung schenkt, Müll in den Augen anderer“. Künstlerisch zu arbeiten heißt für sie, auch mit den Händen zu arbeiten. „Ich bin keine Theoretikerin. Etwas schaffen. Sehen und machen. Das ist mein Ding.“ Dass der Raum für die künstleri­sche Arbeit kleiner ist momentan, beunruhigt Ida Andrae nicht. „Ich mag das Angewandte. Auch da zählt mein Blick.“

Fotocredits: Anna Spindelndreier

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Kontakt

Oikocredit Westdeutscher Förderkreis e.V.
Bundeskanzlerplatz 2D
D-53113 Bonn
workT: +49 228 3040 6384

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