Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

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Die Zukunft ist kooperativ

Die Zukunft ist kooperativ

ECOO-CI-36.jpgDienstag 10 April 2018

Globalisierung, internationale Finanzströme und der weltweite Warenaustausch haben die Welt verändert. Davon profitieren nicht alle Länder und alle Menschen gleichermaßen. Was ist zu tun? Zwei Experten, Paul Armbruster und Jürgen Schwettmann sehen Genossenschaften im internationalen Kontext als Teil der Lösung.

Traditionelle Formen der Selbsthilfe sind gerade auf lokaler Ebene in vielen Ländern bis heute eine wichtige Basis für das tägliche Überleben. Die autochthonen Organisationen von Frauen in Afrika und in Asien, die traditionellen Sparvereine auf Rotationsbasis („tontines“, „ROSCAs“), die es unter verschiedenen Bezeichnungen in nahezu allen Ländern Afrikas, aber auch im mittleren Osten und im asiatischen Raum gibt, sind nur einige Beispiele.
Genossenschaftliche Selbsthilfeorganisationen sind ursprünglich entstanden aus Notsituati-onen, aus dem Bedürfnis heraus, durch gemeinschaftliches, solidarisches unternehmeri-sches Handeln die wirtschaftliche Situation des einzelnen Mitglieds durch sicheren Zugang zu Märkten, Finanzdienstleistungen, Waren des täglichen Gebrauchs, Energie und vielen anderen Lebensnotwendigkeiten zu verbessern. Weltweit sind genossenschaftliche Unter-nehmen und Finanzinstitutionen heute von großer Bedeutung, sowohl in den Industrie- als auch in den sich entwickelnden Ländern. Mehr als eine Milliarde Menschen sind Mitglied in einer Genossenschaft. Genossenschaften zählen zu den nachhaltigsten Organisationen und Unternehmen.

Fehleinschätzungen
In der Entwicklungszusammenarbeit wurden genossenschaftliche Modelle vielfach einfach vom Norden in den Süden übertragen, ohne die einheimischen Kooperationserfahrungen und Werte oder die kulturellen, wirtschaftlichen und personellen Gegebenheiten des Landes zu berücksichtigen. Man glaubte, einen in den Industrieländern organisch gewachsenen und erfolgreichen Organisationstyp ohne jede Anpassung auf die Entwicklungsländer übertragen zu können. Erfolgsfaktoren wie angepasste gesetzliche Rahmenbedingungen, Fachausbil-dung beziehungsweise Fachaufsicht, Vernetzung und vor allem die genossenschaftliche Buchprüfung wurden teils ignoriert. Gerade Letztere ist wichtig, um spezifische Gover-nanceprobleme von Genossenschaften zu lösen und gegenseitige Kontrolle zu gewährleis-ten. Nur so erhalten die Mitglieder, die selbst häufig des Lesens und Rechnens unkundig sind, Sicherheit und können Vertrauen entwickeln. Die Rolle des Staates wurde falsch einge-schätzt, oder unterschätzt: Der Staat beziehungsweise die Regierung eines Landes beein-flussen über die von ihnen gesetzten Rahmenbedingungen den Gang der Entwicklung.

Zahlreiche Fehlschläge von „Genossenschaftsprogrammen“ im Entwicklungspolitischen Zu-sammenhang haben dazu geführt, dass der Begriff „Genossenschaft“ negativ behaftet ist. Dabei werden die erfolgreichen Beispiele übersehen.

Möglichkeiten
Im Globalisierungsprozess werden nur diejenigen Länder, die starke lokale Strukturen haben und eine Politik der nachhaltigen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung betreiben, auf Dauer erfolgreich sein. Die Herausforderung ist, dafür zu sorgen, dass die wirtschaftliche und soziale Verdrängung, die Marginalisierung und die wachsende Ungleichheit auch inner-halb der Länder gestoppt wird. Die Menschen müssen die Möglichkeit zur Teilhabe bekom-men. Entwicklung erfordert die binnenwirtschaftliche Integration, also die Schaffung von Märkten, zu denen alle Menschen gleichermaßen Zugang haben. Das setzt die Existenz von marktverbindenden Institutionen voraus.

Um Arbeitsplätze und Einkommen zu schaffen, müssen die strukturbildende Fähigkeit von Kleinbetrieben gefördert und die unternehmerische Selbstständigkeit gestärkt werden. Ein-kommen ist die wesentliche Grundlage für nachhaltige Bedürfnisbefriedigung. Einkommen erzielt jedoch nur, wer die Gelegenheit zur Teilhabe am wirtschaftlichen Geschehen hat. Zu-gang zu Märkten und Finanzielle Inklusion sind wesentliche Voraussetzungen dafür, dass Menschen zu Trägern und Begünstigten von Entwicklung werden und ihre Armut verringern können.

Funktion der lokal gebundenen, aber vernetzten Genossenschaften ist es, die lokale Wirt-schaft zu stärken und sie mit der überregionalen Wirtschaft zu verbinden. Das gilt insbeson-dere für den ländlichen Raum, wo ein erheblicher Teil der Wertschöpfung nicht der lokalen Wirtschaft zugutekommt, sondern mit dem Produkt in die Städte oder ins Ausland abfließt.

In Afrika erleben derzeit die Genossenschaften eine Renaissance, wie erfolgreiche Beispiele wie die Spar- und Darlehenskassen, die als „credit unions“ oder „caissses populaires“ in 25 afrikanischen Ländern aktiv sind, zeigen. Im Jahr 2016 gab es 21.724 solcher Genossen-schaften; sie werden von 23.2 Millionen Mitgliedern getragen und hatten über 9 Milliarden US-Dollar an Spareinlagen mobilisiert. Ebenso spektakulär ist der Erfolg der ruandischen Krankenversicherungen auf Gegenseitigkeit („mutuelles de santé“), denen es innerhalb von weniger als zwanzig Jahren gelungen ist, den Prozentsatz der Ruander, die krankenversichert sind, von 7 Prozent auf über 80 Prozent zu erhöhen. Es könnten hunderte weitere Beispiele angeführt werden, wie die im Jahre 1999 durch den Zusammenschluss von 34 Kaffeever-marktungsgenossenschaften in der äthiopischen Provinz Oromia entstandene „Oromia Coffee Farmers Cooperative Union“ (OCFCU), die heute 405 Einzelgenossenschaften ver-eint, über 20 Millionen US-Dollar Kapital verfügt und eine eigene genossenschaftliche Bank und eine genossenschaftliche Versicherung betreibt.

Rahmenbedingungen
Die Förderung genossenschaftlicher Strukturen muss kontextbezogen sein, die wirtschaftli-che Ausgangssituation der Bauern beispielsweise gilt es ebenso zu berücksichtigen wie die kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Aspekte eines Landes. Der Strukturtyp Genos-senschaft kann und muss an diese Bedingungen angepasst werden, Einheitsgrößen für alle gelten bei Genossenschaften nicht. Die Förderung muss gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen stattfinden: auf Ebene der betroffenen Menschen und ihrer Genossenschaften, im Bereich von Verbänden und genossenschaftlichen Zentraleinrichtungen für gemeinsame wirtschaftliche Aktivitäten, Aus- und Fortbildung von Führungspersonen und Mitgliedern. Und durch Beratung von Entscheidungsträgern hinsichtlich gesetzlicher Rahmenbedingun-gen und Fachaufsicht.

Die Zusammenarbeit mit Einzelgenossenschaften und deren Förderung sollte immer „im System“ stattfinden, das heißt wenn möglich über bestehende Strukturen. „Projektgenos-senschaften“ dürfen nur zeitlich begrenzt gefördert werden und müssen möglichst rasch in nationale Strukturen integriert werden. Externe finanzielle Förderung sollte zur schrittweisen Integration in das nationale Finanzsystem führen. Dauerhafte externe Förderungen mit Dritt-mitteln schafft keine nachhaltig existenzfähigen Genossenschaften, sondern sind als Sozial-transfers anzusehen, für die andere Förderwege zu suchen sind.

Von Paul Armbruster und Jürgen Schwettmann
Dies ist eine gekürzter Fassung. Den kompletten Text finden Sie im Magazin 2/2018.
Foto: Philippe Lissac / Godong für Oikocredit

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