Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Wir sprechen darüber

Über Begegnungen mit unseren Partnern und Kreditnehmer*innen erfahren Sie mehr in unserem Magazin.

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Was Ihr Geld in Indien bewegt: Mehr Selbstbewusstsein, mehr Bildung

Was Ihr Geld in Indien bewegt: Mehr Selbstbewusstsein, mehr Bildung

thrive_gisela.jpegDonnerstag 09 April 2015

Jedes Jahr ermöglicht Oikocredit einer Reisegruppe, Partnerorganisationen vor Ort zu besuchen. Diesmal führte die Study Tour nach Indien. Gisela Menden, Mitarbeiterin des Westdeutschen Förderkreises, war dabei:

„600 Millionen Inderinnen und Inder leben ohne Licht. Frauen gehen morgens und abends aufs Feld für ihre Verrichtungen, gemeinsam, damit sie sicherer sind vor sexueller Gewalt. Das gehört zu den Dingen, die mir nachgehen. Unvergesslich auch der Stolz der Frauen einer Kreditgruppe, die jetzt Ausflüge machen, ohne ihre Männer um Erlaubnis zu fragen, und die Asche ihrer Verstorbenen selber in den Ganges streuen; oder die scheuen jungen Frauen aus der Leprakolonie, die mit klimpernden Armreifen Seile herstellen und die Maschinen eigenhändig reparieren.

Wir in unserer Gruppe haben drei Projekte besucht: die beiden Mikrofinanzorganisationen Annapurna und SMCS und Thrive Solar, ein Unternehmen, das Solaranlagen und robuste mobile Solarlampen herstellt. Ausgangspunkt und Endpunkt war die 8-Millionen-Stadt Hyderabad, wo uns das Team der indischen Oikocredit-Tochter Maanaveeya empfing.

Annapurnas Self Help Groups

Von Hyderabad flogen wir nach Bhubaneswar. Balipatna ist eine von über 100 Geschäftsstellen des Oikocredit-Partners Annapurna Micro Finance. Gruppen von sechs bis 20 Frauen erhalten dort Mikrokredite, die zwischen 10.000 und 50.000 Rupien (ca. 140 € bis 700 €) liegen. Jede „Self Help Group (SHG)“ wird bei vier Treffen innerhalb von drei Monaten vom „loan officer“ informiert, beraten und geschult. In einfacher Form wird vermittelt, was es bedeutet, einen Kredit zu nehmen. Am Ende muss die Gruppe eine gewisse Punktzahl erreichen, sonst wird nichts aus dem Kredit.

Wir sprechen mit Binapani Behra. Die Kreditberaterin, alleinstehend, ist seit über sechs Jahren bei Annapurna angestellt. Sie bekommt 7.000 Rupien im Monat, umgerechnet rund 100 Euro. Wohnung, Elektrizität und Sprit für einen Motorroller zahlt Annapurna. Vom 1. bis 10. jeden Monats sammelt Binapani Behra zwischen 7 und 12 Uhr bei den Kreditgruppen Geld ein. Pro Tag fährt sie mit ihrem Roller zu acht Kreditgruppen, d.h. pro Monat sammelt sie von 80 Gruppen die Rückzahlungen ein. Ab 14 Uhr kümmert sie sich um neue Gruppen, schult sie und akquiriert weitere. Täglich treffen sich alle Kreditberater zu Lagebesprechung und Geldabgabe.

Omm Sai Ram: We use the waste

„Omm Sai Ram” heißt eine Self Help Group mit neun Mitgliedern in Kantunia. Wir werden in das Haus der Gruppenleiterin eingeladen. Die Frauen tragen traditionelle indische Gewänder in leuchtenden Farben. Zwischen uns am Boden liegen in traditioneller Handarbeit gefertigte Decken, mit hunderten Pailletten bestickt, und einige Tempelbehänge. Diese Art von Handarbeit bezeichnet man als Chanduwa. 15 Tage arbeiten die Frauen gemeinsam an einer ca. drei Quadratmeter großen Decke. Der Verkauf sichert ihnen ein zusätzliches Einkommen. Realisierbar war die Geschäftsidee erst durch einen Mikrokredit. Vor einem Jahr haben die Frauen einen zweiten Kredit aufgenommen und sich eine weitere Einkommensquelle erschlossen: „We use the waste“, sagen sie. Die Frauen kompostieren Haus- und Gartenabfälle. Im Wurmzuchtbecken wimmelt es von Würmern. Fügt man sie dem Kompost bei, sorgen sie für einen guten und schnellen Kompostierungsprozess. Die entstandene nährstoffreiche Erde wird in Literbeutel gefüllt und an einen Händler als Blumenerde verkauft. Der Kredit ist fast zurückgezahlt. Die Frauen planen, das Gewerbe weiter auszubauen; es ist profitabler als die Handarbeiten. Mit den Einnahmen haben sie schon eine Kuh gekauft. Und sie können ihre Kinder zur Schule schicken.

SMCS: Studium dank Gruppe

Zwei Tage später: Prayabat Sahoo, Leiterin der Geschäftsstelle von Swayashree Micro Credit Services (SMCS) in Delang lacht laut auf die Frage hin, ob die Kreditberater auf ihren langen Wegen per Motorroller durch die Felder nicht Sorge hätten, ausgeraubt zu werden. Schließlich haben sie die Rückzahlungen bei sich. Keine Probleme. Auch mit den Krediten nicht. Die Rückzahlungsquote der aktuell 119 Gruppen liegt bei 100 Prozent.

Zwei Gruppen treffen wir. Die Ma Mangala Frauen spinnen Kokosfaser zu Seilen, die sie teils zu Fußmatten verarbeiten. Gerade planen sie mithilfe eines Kredits von SMCS, eine produktivere Maschine anzuschaffen. Die Gruppe Maa Samalei in Jagulai Padar existiert seit 2008. Wir treffen die zehn Frauen im Haus der Präsidentin. Die Frauen kaufen in der 60 Kilometer entfernten Stadt Kotak Trumeric, eine bittere Wurzel, mahlen, verpacken und verkaufen sie. Das Gewürz, auch bekannt als Kurkuma, ist wesentlicher Bestandteil der indischen Küche. Das erste Darlehen über 60.000 Indische Rupien (um 870 Euro) reichte nicht aus, jetzt haben sie 180.000 INR und arbeiten auf eine neue effizientere Maschine hin.

Wie sich ihr Leben verändert hat? Sie können anschaffen, was für den Haushalt nötig ist. Die Kinder können die Schule oder das College besuchen. Die Gruppenleiterin Saraswati Jali hat drei Kinder, alle haben studiert bzw. sind noch im Studium. Sasmeita Jalli, die Tochter, sagt: „Dass ich studieren kann, verdanke ich dieser Gruppe.”

Thrive Solar: Sicheres gutes Licht

Es wird früh dunkel, die Wohnungen haben kleine Fenster, man braucht künstliches Licht, um arbeiten zu können. Die Kinder brauchen Licht für ihre Hausaufgaben. Kerosinlampen sind im Unterhalt teuer und extrem gefährlich. Unternehmensgründer Ranganayakulu Bodavala lässt gute Solarlampen zu günstigen Preisen herstellen und verbreiten. 300 Beschäftigte, 70 Prozent Frauen, arbeiten für Thrive Solar. Die Weber von Puttapaka beispielsweise, bekannt für Feines aus Seide und Baumwolle, nutzen die Solarlampen. Zwei Stunden fahren wir über schlechte Straßen in irrem Verkehrsgewusel dorthin, raus aus Hyderabad. Es gibt Strom, aber der ist unzuverlässig. Und je besser das Licht ist, desto präziser können die Weber arbeiten. Maanaveeya investiert erstmals in Thrive Solar. Seit fünf Jahren ist man in Kontakt und gerade während unserer Study Tour wird der 40-Mio-INR-Kredit, knapp 580.000 Euro, ausgezahlt. Das Unternehmen will wachsen, die Produkte sollen günstiger werden.

Die Darlehen von Oikcredit, das war deutlich zu sehen und zu spüren auf dieser Reise, wirken auf vielfältige Weise positiv im Leben der Menschen, denen sie zugute kommen. Ihr Selbstbewußtsein wächst, sie können eigenständiger handeln. Die finanzielle Stärkung ist nur eine Facette der Veränderung.“

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Kontakt

Oikocredit Westdeutscher Förderkreis e.V.
Bundeskanzlerplatz 2D
D-53113 Bonn
workT: +49 228 3040 6384

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